Fall 16: Ausgeruft

Zürich 2017: In der Limmatstadt regiert das Verbrechen. Selbst beim Sport, dem sonst so zuverlässigen Botschafter für Fairness und Correctness. Zum Glück ist da noch unser Polizeipräsident Pilch und seine unerschütterliche Truppe ... 

 

 Kottan sitzt in bekannter Pose vor dem Fernsehgerät in seiner kleinen Zweizimmerwohnung in Wiedikon, vor sich Erdnüsse und Pommes Chips, wichtiger noch das Bier, Feldschlösschen in seinem Fall. Eine grössere Wohnung liegt bei seinem schmalen Gehalt in Zürich nicht drin.

 

Aus dem Fernseher: „Die Schweiz führt eins zu null gegen Portugal, sensationell, wenn das so bleibt ist unsere Fussballnationalmannschaft qualifiziert.“

 

Kottan überlegt, auf den 'Welschen' zu schalten, dieser Sascha Rufer ist grundsätzlich unerträglich und verbraucht seine Energie dann doch für das nächste Feldschlösschen.

 

In Minute 37 beginnt Kommentator Rufer mit einem schlimmen Hustenanfall.

 

Endlich trifft er mal den richtigen Ton zum Spiel,“ denkt sich Kottan. Der Anfall endet abrupt und das tonlose Spiel geht so bis fast bis zur Halbzeit weiter. „Kapieren die endlich, dass kein Ton besser ist wie die Stimme von Rufer, gratuliere.“

 

Die Freude währt nicht lange, es übernimmt Rainer Salzgeber aus dem Studio und Kottan gelingt es auf spektakuläre Weise, mit seiner Ferse umgehend den Kanal zu wechseln.

 

In der 65.Minute ist die Führung dahin, immerhin begleitet von einer angenehmen französischen Stimme. Der Festnetzanschluss läutet Sturm. Klar, es ist Pilch: „Schauen sie denn das Spiel nicht? ... Was, nicht auf dem Deutschschweizer? Wieso denn nicht?“

 

Kottan: „Sie wissen doch, mein Arzt hat mir Walliser-Deutsch verboten.“

 

Pilch: „Ach so, ja. Ich habe einen Anruf vom Fernsehen DRS bekommen. Ihr Kommentator Rufer sei während dem Spiel von einem starken Hustenanfall heimgesucht worden.“

 

Kottan: „Hab ich mitbekommen. Hat der Mann geraucht, und das als Sportreporter? Der müsste doch ein Vorbild sein.“

 

Pilch: „Nach dem Anfall ist er zusammengebrochen, tot. Er wurde durchs Mikrophon vergiftet. Eilen sie mit unserer Truppe sofort nach Bern ins Wankdorf. Ich bleibe derweil vor dem Kasten. Jemand muss ja wissen, wie das Spiel ausgeht.“

 

Auf dem Weg nach Bern diskutieren Kottan, Schremser und Schrammel die Frage, wer als Täterschaft in Frage kommen könnte.

 

Schremser: „Auf jeden Fall jemand, der Fussball liebt.“

 

Kottan: „Und etwas von Fussball versteht.“

 

Schrammel: „Und Humor hat.“

 

Schremser: „Dann wären allenfalls auch Salzgeber, Wyler und Hüppi gefährdet. Sollen wir Pilch informieren und Polizeischutz für die Herren anfordern?“

 

Kottan: „Wir warten auf den Tatbeweis.“

 

Schremser: „Verstehe.“

 

Drei Stunden später auf der Heimfahrt nach Zürich haben die drei wenige, bis gar keine handfesten Hinweise auf die Täterschaft. Ein Berner Polizist meinte zum Abschied spöttisch, er habe selten so ideenlose und desinteressierte Ermittler gesehen. Kottan hält immerhin eine Visitenkarte der 'Sportbar' aus Zürichs Kreis 4 in der Hand, gefunden auf dem Boden, wo mit ziemlicher Sicherheit das Gift in den Mikrofonschlauch gepumpt wurde.

 

Am folgenden Abend sitzt Kottan in der Sportbar vor einem Bier und betrachtet das rege Treiben an dem offenbar angesagten Ort. Auffallend eine angeregt diskutierende Gruppe junger Männer, die sich fröhlich mit dem teuersten Champagner zuprosten und über Fussball fachsimpeln. Es wird im schnell klar: Die Leute sind Fussballfans, haben Humor und verstehen etwas von Fussball. Klar, Leute aus der Alternativliga.

 

Kottan bestellt für sich und die Herren an der Theke eine Flasche günstigen Prosecco, hebt sein Glas und prostet der heiteren Runde zu: „Auf euer Wohl, Tschuldigung, Kottan mein Name, Kripo Zürich und schon wieder einen Fall gelöst.“

 

Schreibbüro Toni Saller: b-schreiben.ch, tonisaller@hotmail.com

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