Fall 11: Pop Art

 Zürich 2017: In der Limmatstadt regiert das Verbrechen. Schon wieder ist die Kunstwelt betroffen, man glaubt es kaum. Glücklicherweise kein Mord, aber immerhin eine Kunstfälschung von gigantischem Ausmass. Der unerschrockene Polizeipräsident Pilch und seine drei Mitarbeiter der Kripo Zürich werden zurate gezogen, zum Glück ... 

 

 Kottan am Telefon: „Sie wurden gefälscht!“

 

Pilch am Telefon: „Was reden Sie da, originaler, wie ich bin, kann man nicht sein. Da würde sich jeder Fälscher die Zähne ausbeissen. Von was sprechen Sie überhaupt?“

 

Kottan und seine 2 Kollegen, Paul Schremser und Alfred Schrammel, sind wieder einmal im Kunsthaus, vor sich ein Werk von Andy Warhol, das je 2 Porträts von Mayor Kottan und Heribert Pilch zeigt. Kunsthausdirektor Christoph Becker schreckt die drei gebannt auf das Werk starrenden Ermittler auf: „Es ist mir unerklärlich, wie uns jemand so etwas als Kunstwerk andrehen will. Ich meine, es muss doch jedem Banausen klar sein, dass das als Fälschung nicht durchgehen kann.“

 

Kottan: „Also mir gefällt es. Wie kommen Sie drauf, dass es eine Fälschung ist?“

 

Becker: „Ich bitte Sie, der Warhol hat doch nur bekannte Persönlichkeiten gemalt.“

 

Schremser: „Sagen Sie das nicht unserem Präsidenten.“

 

Kottan: „Also wie sind Sie an das erstaunliche Werk gekommen?“

 

Becker: „Es wurde uns als Schenkung von einem unbekannten Spender unter der Bedingung vermacht, es in der Sammlung permanent auszustellen.“

 

Kottan: „Machen Sie das doch.“

 

Becker: „Wir machen uns doch nicht in der gesamten Kunstwelt lächerlich. Warhol würde in seiner Bewertung sofort heruntergestuft. Es sähe ja beinahe so aus, als wollte ein renommiertes Haus, und das sind wir schliesslich, geradezu extra Andy Warhol in den Schmutz ziehen. Finden Sie diesen Kunstschänder und ich schenke Ihnen das Werk.“

 

Auf dem Weg ins Präsidium beschliessen die Drei, der bevorstehenden Pressekonferenz ihres Vorgesetzten wieder einmal beizuwohnen und nehmen sich vor, eine grosse Projektion des Bildes hinter Pilch an der Wand aufleuchten zu lassen.

Und so geschieht es denn auch zwei Stunden später. Heribert Pilch tritt in besonders weihevoller Art vor sein Publikum:

Liebe Kunstfreunde, liebe Presse ... (Kunstpause) ... Mein lieber Freund Andy Warhol, Gott hab ihn selig, hat mich anfangs der 80er Jahre, auf meinem Höhepunkt in Wien, mehrmals um eine Audienz für eine Porträtserie gebeten. Mein bescheidener Charakter und berufliches Engagement haben es mir als nicht angebracht erscheinen lassen, dem Wunsch eines der grössten Künstler des 20.Jahrhunderts, nachzukommen. Leider, werden Sie sagen. Und nun taucht diese plumpe Fälschung auf. Indem der Kunstschänder einen einfachen Untergebenen von mir neben mich setzt, versucht er, nicht nur mich lächerlich zu machen, nein, er attackiert auch den Künstler Andy Warhol und seine Zurechnungsfähigkeit ...“

 

Mehr hören Kottan und seine Kumpanen nicht mehr, als sie das Kripo Gebäude verlassen. Sie sitzen im El Lokal bei einem Bier.

Nach dem dritten Bier meint Kottan: „Vielleicht hat uns der Pilch für einmal einen richtigen Hinweis gegeben.“

Paul: „Spinnst du. Nimm noch ein Bier.“

Kottan: „Kennst du Dich aus in dieser hochgezüchteten Kunsthaus Szene?“

Paul: „Ein bisschen. Was interessiert Dich?

Kottan: „Waren da irgendwelche Warhol Ausstellungen in letzter Zeit?“

Paul: „In Köln war gerade eine grosse Gesamtschau. Die war übrigens so erfolgreich, dass sie verlängert wurde.“

Nach einer kurzen Pause.

Paul: „Ja, und die Retrospektive von Lokalmatador Gerhard Richter wurde daraufhin verschoben.“

Kottan: „Na, das ist doch was.“

Paul: „Warhol und Richter sind auch schon lange für Zürich im Gespräch.“

 

Kottan bestellt einen 'Appenzeller', um wieder nüchtern zu werden und greift zu seinem iPhone. Er stellt Kunsthausdirektor Christoph Becker, mit dem er mittlerweile Duzis ist, eine Frage: „Hast Du auch einen Richter?“

Becker: „Ja, haben wir.“

Kottan: „Dann machst Du jetzt Folgendes ...“

 

An der späten Pressekonferenz hängt das Original an der Wand. Hinter einem alle überstrahlenden Heribert Pilch, seines Zeichens Polizeipräsident einer Kunststadt von internationalem Niveau. Täuschte sich Kottan, oder waren seine beiden Konterfeis verschwunden?

Meine Damen und Herren, ich bin enttäuscht ... enttäuscht vom teuersten und lebendsten Künstler der Gegenwart ... also vom teuersten Künstler, der noch lebt. Sie wissen, wen ich meine, es ist, jawohl: Gerry Richter. Er konnte es nicht verwinden, dass Andy so grossen Erfolg hatte und er deshalb zurückgestellt wurde. Ich weiss, wir alle können so eine Handlungsweise nicht verstehen.

Der Farbvergleich vom 'Richter' im Kunsthaus und dem Werk hinter mir hat es an den Tag gebracht. Zweifellos das gleiche Produkt.

Nun, ich habe selber Hand angelegt, um das so entstandene Werk einigermassen zu retten. Ich nehme an, es wird dereinst als Original Höchstpreise erzielen. Wer weiss, vielleicht bei der Eröffnung des neuen Kunsthaustraktes. Bis dahin ziert es die Rückwand meines Büros.“

 

Kottan sass im El Lokal und liess sich mit einem 'Appenzeller' seine Nüchternheit nehmen.

 

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Schreibbüro Toni Saller: b-schreiben.ch, tonisaller@hotmail.com

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