Fall 7: Hitzl

Zürich 2016: In der Limmatstadt regiert das Verbrechen. Betroffen ist auch die hart umkämpfte Verpflegungsbranche. Doch der unerschrockene Polizeipräsident Pilch und seine drei Mitarbeiter der Kripo Zürich sind noch da... 

 

Präsident Pilch schien ehrlich entsetzt: „Was, Hitzl, der berühmte Vegetarier, an einem Knochen erstickt? Das muss eine Ente sein!“

Sie meinen ein Entenknochen?“

Nein eine Zeitungsente, sie Stümper!“

 

Kottan hatte soeben den Befund von Rechtsmediziner Mörgeli übermittelt bekommen, als die drei, nein, nicht die Musketiere, es sind Mayor Kottan, Adjutant Schremser und Aspirant Schrammel, die im Vegetarier-Tempel Hitzl Platz nehmen und die reichhaltige Speisekarte betrachten. Studieren wäre richtiger, denn die Namen der Gerichte scheinen ihnen so fremd wie...

Ich sehe, Gemüse ist den Herren fremd.“ Unauffällig trat die auffällige Bedienung an ihren Tisch: “Was darf ich den Herren empfehlen?“

Ein Bier.“

Zwei Bier.“

Drei Bier.“

Und zum Essen?“

Einen kleinen gemischten Salat.“

Zwei kleine gemischte Salate.“

Drei kleine gemischte Salate.“

 

Schrammel schien nachdenklich: „Hoffentlich bringt sie jetzt nicht 6 Bier und 6 kleine gemischte Salate.“

Schrammel, die hat Grips.“

Ich hab gehört, der Hitzl sei bekannt dafür gewesen, dass er viel von seinem Personal gefordert hat. Und er sei ganz schön rabiat geworden, wenn jemand nicht gespurt hat.“ Schremser legte die Karte resigniert zur Seite.

Von wo hast du das?“ fragte Kottan seinen Kollegen.

Aus dem Mythenquai, dort ist ja auch eine Filiale von ihm, direkt in der Badi, du erinnerst dich an unseren ersten Fall.“

 

Nach dem spartanischen Mittagessen winkt Kottan der Bedienung.

Vielen Dank, der Salat war ausgezeichnet. Wir hätten noch ein paar Fragen. Wir untersuchen den Tod von ihrem Chef, dem offenbar eines ihrer Gerichte nicht bekommen ist. Entschuldigen sie, Kripo Zürich, hier mein Ausweis. Bitte setzten sie sich.“

 

Ich hab natürlich gleich gesehen, dass sie keine Vegetarier sind, so wie sie die Karte angestarrt haben, aber Polizei?“ Renate, so hiess die deutsche Kellnerin, schien amüsiert.

 

Schremser übernahm die Initiative: „Wir nehmen an, es war ein Unfall. Vielleicht hat aber auch der Küchenchef einem eingefleischten Vegetarier, entschuldigen sie den Ausdruck, einen Streich spielen wollen, und ihm den Knochen absichtlich untergejubelt, quasi als Geburtstagsüberraschung.“

Unmöglich, das ist seit 1898, so lange gibt es uns nämlich schon, noch nie passiert.“

Renate war ernstlich empört über diese Vermutung.

Sehen sie die Frau da vorne, die wurde von Hitzl entlassen, als sie irrtümlicherweise anstatt Spinat Bärlauch servierte. Der kannte kein Pardon in dieser Beziehung, knallhart. Und er sagte immer, das sei das Erfolgsrezept seiner Unternehmungen.“

Kottan orderte die Dame gleich an den Tisch und stellte sich und seine Kollegen vor.

Die Frau war nervös und wurde noch nervöser, als ihr Schremser vorschlug, den Inhalt ihrer Handtasche auf dem Tisch zu auszubreiten.

Die Nervosität wurde rasch verständlich, es lagen 3 kleinere Knochen vor ihnen, offenbar mit einem Messer präpariert und zugespitzt.

 

Es sind Knochen von einem Kaninchen. Ich dachte, wenn schon, dann nehme ich Knochen von einem Tier, das sich nur vegetarisch ernährt. Aus Rücksicht auf ihn.“

Dabei neigte sie ihren Kopf Richtung Ex Chef, dessen Konterfei samt Unterschrift unter einem Qualitätsgelöbnis an der Wand prangte.

Das ist sehr nobel von ihnen, ich hoffe es bringt ihnen mildernde Umstände.“

 

Schremser war froh, dass sie den Fall so schnell und vor allem im Sitzen erledigen konnten.

 

Was ist, gehen wir auf eine Bratwurst in den vorderen Sternen?“

Schrammel du lebst noch? Scheinbar bringt dich das Grünzeug auf gute Ideen.“

 

Schreibbüro Toni Saller: b-schreiben.ch, tonisaller@hotmail.com

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